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Satan setzt alles daran, jene zu umgarnen, welche sich Christus anschließen
möchten. So viele werden täglich von ihm überlistet ohne zu durchschauen, wie
er wirkt. Dieses Kapitel gibt Einblick in Satans „Werkzeugkiste“ - denn er
hat viele Mittel, mit denen er uns Menschen täuscht.
Der große Streit zwischen Christo und Satan, der beinahe 6000 Jahre lang unterhalten worden ist, wird bald zu Ende gehen, und der Boshafte verdoppelt seine Bemühungen, Christi Werk für die Menschen zu vereiteln und Seelen in seinen Schlingen zu verstricken. Das Ziel, wonach er strebt, ist, die Menschen in Dunkel und Unbußfertigkeit zu halten, bis das Mittleramt Christi beendet ist und es nicht länger ein Opfer für die Sünde gibt.
Wird keine besondere Anstrengung gemacht, seiner Macht zu widerstehen, herrscht in der Gemeinde und der Welt Gleichgültigkeit, dann ist Satan unbekümmert; denn da ist keine Gefahr vorhanden, die zu verlieren, welche er nach seinem Willen gefangen führt. Wird aber die Aufmerksamkeit auf ewige Dinge gelenkt und fragen Seelen: „Was muß ich tun, daß ich selig werde?“, so ist er da, sucht mit seiner Macht der Macht Christi zu widerstehen und wirkt dem Einfluß des Heiligen Geistes entgegen.
Die
Heilige Schrift sagt, daß bei einem gewissen Anlaß, „da die Kinder Gottes
kamen und vor den Herrn traten, kam der Satan auch unter ihnen“ (Hiob 1, 6),
nicht etwa, um vor dem ewigen König anzubeten, sondern um seine böswilligen
Absichten gegen die Gerechten zu fördern. Dasselbe
Ziel verfolgend ist er zugegen, wo die Menschen sich zum Gottesdienst
versammeln. Wenn auch dem Auge verborgen, wirkt er doch mit allem Fleiß, die
Gedanken der Anbetenden zu beherrschen. Einem geschickten Feldherrn gleich
legt er seine Pläne im voraus. Sieht er, daß Gottes Boten die Heilige Schrift
durchforschen, so merkt er sich den Gegenstand, der den Leuten vorgetragen
werden soll. Dann wendet er alle seine List und Verschlagenheit an, um die Umstände
so einzurichten, daß die Botschaft jene nicht erreichen kann, die er gerade über
diesen Punkt täuschen will. Wer der Warnung am meisten bedarf, wird in
irgendeine dringende Geschäftssache verwickelt, welche seine Anwesenheit
verlangt, oder durch irgendein anderes Mittel vom Anhören der Worte abgehalten,
die sich für ihn zu einem „Geruch des Lebens zum Leben“ erweisen könnten.
Satan sieht auch, wenn des Herrn Diener bedrückt sind wegen der geistlichen
Finsternis, die das Volk einhüllt; er hört ihre ernsten Gebete um göttliche
Gnade und um Macht, den Zauber der Gleichgültigkeit, der Sorglosigkeit und der
Trägheit zu brechen. Nun bringt er mit erneutem Eifer seine Anschläge in
Anwendung. Er versucht
die Menschen, der Eßlust zu frönen oder sich irgendeiner anderen
Selbstbefriedigung hinzugeben und betäubt auf diese Weise ihr feines Gefühl,
so daß sie gerade die Dinge nicht hören, welche sie zu lernen so sehr nötig
haben.
Der böse Feind weiß wohl, daß alle, welche er verleiten kann, das Gebet
und das Forschen in der Heiligen Schrift zu vernachlässigen, durch seine
Angriffe überwunden werden.
Deshalb erfindet er alle möglichen Pläne, um den Geist in Anspruch zu nehmen.
Es hat von jeher eine Klasse von Menschen gegeben, welche vorgibt, gottselig zu
leben, aber anstatt in der Erkenntnis der Wahrheit fortzuschreiten, es zu ihrer
Religion macht, irgendeinen Fehler des Charakters oder einen Irrtum im Glauben
an denen zu suchen, mit welchen sie nicht übereinstimmen. Solche Seelen sind
Satans Hauptgehilfen. Es gibt viele Verkläger
der Brüder, und man findet sie stets tätig, wenn Gott am Wirken ist und seine
Diener ihm wahre Huldigung erweisen. Sie werfen auf die Worte und Handlungen
derer, welche die Wahrheit lieben und ihr gehorchen, ein falsches Licht und
stellen die sehr ernsten, eifrigen, selbstverleugnenden Diener Christi als
Betrogene oder als Betrüger hin. Sie mißdeuten die Beweggründe jeder guten
und edlen Tat, bringen Andeutungen in Umlauf und erwecken Argwohn in den Gemütern
der Unerfahrenen. In jeder denkbaren Weise trachten sie danach, daß das Reine
und Gerechte als verderbt und trügerisch angesehen werde.
Aber niemand braucht betreffs ihrer getäuscht zu werden. Es läßt sich leicht ersehen, wessen Kinder sie sind, wessen Beispiel sie folgen und wessen Werke sie tun. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Matth. 7, 16.) Ihr Benehmen gleicht demjenigen Satans, dem giftigen Verleumder, dem „Verkläger der Brüder.“ (Offb. 12, 10.)
Der
große Betrüger hat viele Vertreter, die bereitwillig irgendwelche und jegliche
Art von Irrtum ersinnen, um Seelen zu verstricken - Ketzereien, die dazu
angelegt sind, sich dem verschiedenen Geschmack und Fassungsvermögen derer
anzupassen, die er verderben möchte. Es
ist sein Plan, unaufrichtige, unwiedergeborene Personen in die Gemeinde zu
bringen, welche Zweifel und Unglauben ermutigen und all denen hindernd in den
Weg treten, die Gottes Werk gefördert sehen und mit ihm vorwärts kommen möchten.
Viele, welche keinen wirklichen Glauben an Gott oder an sein Wort haben, stimmen
gewissen Grundsätzen der Wahrheit bei und gelten als Christen und führen
dadurch ihre Irrtümer als schriftgemäße Lehren ein.
Die Behauptung, daß es nichts ausmache, was die Menschen glauben, ist eine
der erfolgreichsten Täuschungen Satans.
Er weiß, daß die in Liebe aufgenommene Wahrheit die Seele des Empfängers
heiligt; deshalb sucht er beständig falsche Theorien, Fabeln, ein anderes
Evangelium unterzuschieben. Von Anbeginn an haben Gottes Diener gegen falsche
Lehrer gekämpft, nicht nur als gegen lasterhafte Menschen, sondern als gegen
Verbreiter von Irrtümern, die der Seele zum Verderben gereichen. Elia, Jeremia,
Paulus widersetzten sich jenen, welche die Menschen von dem Worte Gottes
abwendig machten, mit Entschiedenheit und Furchtlosigkeit. Jener Freisinn, der
einen richtigen religiösen Glauben als unwichtig betrachtet, fand keine
Anerkennung bei diesen heiligen Verteidigern der Wahrheit.
Die leeren und überspannten Auslegungen der Heiligen Schrift und die vielen
sich widersprechenden Ansichten über den religiösen Glauben, wie sie unter
Christen gefunden werden, sind das Werk unseres großen Widersachers, der die
Gemüter so verwirren will, daß sie die Wahrheit nicht unterscheiden können.
Und die Uneinigkeit und Spaltungen, wie sie in den christlichen Gemeinschaften
bestehen, sind vorwiegend dem herrschenden Gebrauch zuzuschreiben, die Heilige
Schrift zu verdrehen, um eine beliebte Ansicht zu unterstützen. Anstatt
Gottes Wort sorgfältig mit demütigem Herzen zu studieren, um die Kenntnis
seines Willens zu erlangen, suchen viele nur darin, um etwas Wunderliches oder
Eigentümliches zu entdecken.
Um irrtümliche Lehren oder unchristliche Gebräuche zu unterstützen,
greifen etliche gewisse Schriftstellen aus dem Zusammenhang heraus und führen
vielleicht die Hälfte eines einzelnen Verses zur Bestätigung ihrer Behauptung
an, wenngleich der übrige Teil den Sinn als ganz entgegengesetzt zeigen würde.
Mit der Schlauheit der
Schlange verschanzen sie sich hinter unzusammenhängenden Äußerungen,
aufgestellt, um ihren fleischlichen Gelüsten zu entsprechen. So verdrehen viele
absichtlich das Wort Gottes. Andere, welche eine lebendige Einbildung besitzen,
nehmen die Bilder und Sinnbilder der Heiligen Schrift, legen sie aus, wie es
ihrer Phantasie paßt, mit wenig Rücksicht auf das Zeugnis des Wortes Gottes
als eigener Ausleger und bringen dann ihre Einfälle als die Lehren der Bibel
vor.
Wird das Studium der Heiligen Schrift ohne einen betenden, demütigen, gelehrigen Geist unternommen, dann werden stets sowohl die einfachsten und deutlichsten als auch die schweren Stellen ihrem wahren Sinne nach entstellt. Die päpstlichen Würdenträger wählen solche Teile der Heiligen Schrift, welche ihrem Zwecke am besten dienen, legen sie aus, wie es ihnen paßt und tragen sie dann dem Volke vor, während sie ihm das Vorrecht, die Bibel zu studieren und deren heilige Wahrheiten für sich selbst zu verstehen, versagen. Die ganze Bibel sollte dem Volk eingehändigt werden, geradeso wie sie lautet. Es wäre besser, ihm überhaupt keinen biblischen Unterricht zu erteilen, als die Lehren der Heiligen Schrift auf so grobe Weise zu fälschen.
Die
Bibel war bestimmt, allen denen ein Führer zu sein, die mit dem Willen ihres
Schöpfers bekannt zu werden wünschen. Gott
gab dem Menschen das feste prophetische Wort; Engel und sogar Christus selbst
kamen, um Daniel und Johannes die Dinge kundzutun, die binnen kurzem sich
zutragen müssen. Jene wichtigen Angelegenheiten betreffs unseres Heils blieben
keineswegs geheimnisvoll, wurden auch nicht in einer solchen Weise offenbart, daß
sie den aufrichtigen Forscher nach Wahrheit verwirren oder irreleiten konnten. Der
Herr sagte durch den Propheten Habakuk: „Schreib das Gesicht und male es auf
eine Tafel, daß es lesen könne, wer vorüberläuft.“ (Hab. 2, 2.) Das Wort
Gottes ist allen verständlich, die darin mit betendem Herzen forschen. Jede
wahrhaft aufrichtige Seele wird zum Licht der Wahrheit gelangen. „Dem Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen.“ (Ps. 97, 11.)
Und keine Gemeinde kann in der Heiligung Fortschritte machen, es sei denn, daß
ihre Mitglieder nach der Wahrheit suchen wie nach einem verborgenen Schatz.
Durch den Ruf: Nur nicht engherzig! werden die Menschen blind gegen die Pläne ihres Widersachers, während er beständig auf die Erreichung seiner Absicht hinwirkt. Gelingt es , die Bibel durch menschliche Ansichten zu verdrängen, dann wird das Gesetz Gottes beiseite gesetzt, und die Kirchen stehen unter der Knechtschaft der Sünde, während sie den Anspruch erheben, frei zu sein.
Vielen ist die wissenschaftliche Forschung zum Fluch geworden.
Gott hat der Welt viel Licht zu den Entdeckungen in der Wissenschaft und Kunst
gegeben; aber selbst die größten Geister werden, wenn nicht vom Geiste Gottes
geleitet, verwirrt, wenn sie versuchen, die Beziehungen zwischen Wissenschaft
und Offenbarung zu ergründen.
Die
menschliche Erkenntnis, sowohl in materiellen als auch in geistlichen Dingen,
ist Stückwerk und unvollkommen; deshalb sind viele nicht imstande, ihre
wissenschaftlichen Ansichten mit schriftgemäßen Erklärungen zu vereinigen.
Manche nehmen bloße Theorien und Spekulationen als wissenschaftliche Tatsachen
an und meinen, das Wort Gottes müsse an „der falsch berühmten Kunst“ geprüft
werden. (l. Tim. 6, 20.) Der Schöpfer und seine Werke gehen über ihr
Begriffsvermögen hinaus, und weil sie sie nicht durch natürliche Gesetze erklären
können, wird die biblische Geschichte
als unzuverlässig betrachtet, und wenn sie die Berichte des Alten und Neuen
Testaments bezweifeln, gehen sie nur zu oft noch einen Schritt weiter und
stellen das Dasein Gottes in Frage und schreiben der Natur eine unendliche Macht
zu. Wenn sie also ihren Anker losgelassen haben, werden sie an die Felsen
des Unglaubens verschlagen.
Auf
diese Weise irren viele vom Glauben ab und werden vom Teufel verführt.
Die Menschen haben sich bestrebt, weiser zu sein als ihr Schöpfer; menschliche
Weisheit hat es versucht, Geheimnisse zu ergründen und zu erklären, welche in
Ewigkeit nicht offenbar werden. Wollten die Menschen doch untersuchen und
verstehen, was Gott von sich selbst und seinen Ratschlägen bekanntgemacht hat,
so würden sie einen solchen Blick von der Herrlichkeit, Majestät und Macht
Jehovas gewinnen, daß sie ihre eigene Kleinheit einsehen und zufrieden sein würden
mit dem, was ihnen und ihren Kindern offenbart worden ist.
Satans Meisterstück der Täuscherei besteht darin, den Geist der Menschen
am Suchen und Vermuten zu erhalten bezüglich dessen, was Gott nicht kundgetan
hat und was er nicht will, daß wir verstehen sollen.
Auf diese Weise verlor Luzifer seinen Platz im Himmel. Er wurde unzufrieden,
weil ihm nicht alle Geheimnisse der Ratschläge Gottes anvertraut wurden und mißachtete
völlig das, was ihm offenbart wurde über sein eigenes Werk in der ihm
zugewiesenen erhabenen Stellung. Indem er dieselbe Unzufriedenheit in den Herzen
der seinem Befehl unterstellten Engel erweckte, verursachte er ihren Fall. Jetzt
versucht er denselben Geist auf die Menschen zu übertragen und sie ebenfalls zu
verleiten, die direkten Gebote Gottes zu mißachten.
Die nicht willens sind, die deutlichen, scharfen Wahrheiten der Bibel
anzunehmen, suchen beständig nach angenehmen Fabeln, welche das Gewissen
beruhigen. Je weniger geistlich, selbstverleugnend und demütigend die
vorgetragenen Lehren sind, mit desto größerer Gunst werden sie aufgenommen.
Solche Leute würdigen die Kräfte des Verstandes herab, ihren fleischlichen
Begierden zu frönen. In ihrem Hochmut zu weise, um in der Heiligen Schrift mit Zerknirschung
des Herzens und unter ernstem Gebet um göttliche Leitung zu suchen, haben sie
keinen Schild gegen die Verblendung. Satan steht bereit, das Verlangen des
Herzens zu stillen und setzt seine Täuschungen an die Stelle der Wahrheit.
Auf diese Weise gewann das Papsttum seine Macht über die Menschen, und durch
die Verwerfung der Wahrheit, weil diese ein Kreuz in sich schließt, verfolgen
die Protestanten denselben Pfad. Alle,
welche das Wort Gottes vernachlässigen, um sich mit Bequemlichkeit und Klugheit
zu beraten, auf daß sie sich nicht von der Welt unterscheiden, werden
verdammungswürdige Ketzerei für religiöse Wahrheit empfangen. Jede
erdenkliche Form des Irrtums wird von denen angenommen werden, welche die
Wahrheit vorsätzlich verwerfen. Wer mit Schrecken auf eine Täuschung sehen
mag, wird eine andere willig annehmen. Der Apostel Paulus spricht von Menschen,
welche „die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, auf daß sie selig würden“,
und sagt von ihnen: „Darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, daß
sie glauben der Lüge, auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht
glauben, sondern haben Lust an der Ungerechtigkeit.“ (2. Thess. 2, 10-12.) Mit
solcher Warnung vor Augen geziemt es uns, auf unserer Hut zu sein bezüglich der
Lehren, die wir annehmen.
Zu den erfolgreichsten Werkzeugen des großen Betrügers gehören die trügerischen
Lehren und lügenhaften Wunder des Spiritismus.
Indem er sich zu einem Engel des Lichts verstellt, wirft er seine Netze aus, wo
es am wenigsten vermutet wird. Möchten die Menschen doch das Buch Gottes unter
ernstem Gebet erforschen, um seine Lehren zu verstehen, so würden sie nicht in
der Finsternis bleiben und falsche Lehren annehmen. Weil sie aber die Wahrheit
verwerfen, fallen sie der Täuschung zur Beute.
Ein anderer gefährlicher Irrtum ist die Lehre, welche die Gottheit Christi
verleugnet und behauptet, daß er vor seinem Kommen in diese Welt kein Dasein
hatte. Diese Ansicht
wird von vielen günstig aufgenommen, welche vorgeben, an die Bibel zu glauben;
dennoch widerspricht sie den deutlichsten Erklärungen unseres Heilandes über
seine Verwandtschaft zum Vater, seinen göttlichen Charakter und sein früheres
Dasein. Man kann diese Ansicht nicht aufrecht halten, ohne die Heilige Schrift
auf die unverantwortlichste Weise zu verdrehen. Sie erniedrigt nicht nur des
Menschen Begriff von dem Erlösungswerk, sondern untergräbt auch den Glauben an
die Bibel als eine Offenbarung Gottes. Je gefährlicher sie dadurch wird, desto
schwieriger ist es, ihr entgegenzutreten.
Stellen die Menschen das Zeugnis der von Gott eingegebenen Heiligen Schrift über
die Gottheit Christi in Abrede, so wird man diesen Punkt vergebens mit ihnen
behandeln, denn kein auch noch so folgerichtiger Beweis wird sie überzeugen können.
„Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm
eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich gerichtet
sein.“ (l. Kor. 2, 14.) Befangen in diesem Irrtum kann keiner einen wahren
Begriff weder von dem Charakter und dem Werke Christi noch von dem großen Plane
Gottes zur Erlösung der Menschen haben.
Noch ein anderer fein angelegter und unheilbringender Irrtum besteht in dem sich schnell verbreitenden Glauben, daß Satan kein Dasein als ein persönliches Wesen habe; daß dieser Name in der Heiligen Schrift nur gebraucht werde, um der Menschen böse Gedanken und Begierden darzustellen.
Die so weithin von volkstümlichen Kanzeln herab ertönende Lehre, daß die
zweite Ankunft Christi in seinem Kommen zu jedem einzelnen beim Tode bestehe,
ist eine Erfindung, die die Gedanken der Menschen von seinem persönlichen
Erscheinen in den Wolken des Himmels ablenken soll. Jahrelang hat Satan auf
diese Weise gesagt: „Siehe, er ist in der Kammer“ (Matth. 24, 23-26); und
viele Seelen sind verloren gegangen, weil sie diese Täuschung angenommen
hatten.
Wiederum lehrt die weltliche Weisheit, daß das Gebet nicht wesentlich sei.
Männer der Wissenschaft behaupten, daß es keine wirkliche Antwort auf ein
Gebet geben könne; daß dies eine Verkehrung der Gesetze, ein Wunder sein würde,
und daß es keine Wunder gebe. Das Weltall, sagen sie, wird von feststehenden
Gesetzen regiert, und Gott selbst tut nichts, was diesen Gesetzen entgegen ist.
Auf diese Weise stellen sie Gott dar, als ob er durch seine eigenen Gesetze
gebunden sei; als ob die Wirkung göttlicher Gesetze die göttliche Freiheit
ausschließen könne. Solche
Lehre ist dem Zeugnis der Heiligen Schrift zuwider. Wurden nicht Wunder gewirkt
durch Christum und seine Apostel? Derselbe erbarmungsvolle Heiland lebt heute
noch, und er ist jetzt ebenso bereit, auf die Gebete des Glaubens zu hören wie
damals, als er sichtbar unter den Menschen wandelte. Das Natürliche wirkt
zusammen mit dem Übernatürlichen. Es ist ein Teil von Gottes Plan, uns in Erhörung
des gläubigen Gebetes das zu gewähren, was er uns nicht verleihen würde, wenn
wir nicht also zu ihm beteten.
Unzählig
sind die irrtümlichen Lehren und die überspannten Vorstellungen, welche in den
Kirchen der Christenheit bestehen. Es ist
unmöglich, die bösen Folgen der Verrückung von auch nur einem durch das Wort
Gottes festgesetzten Grenzstein zu schätzen. Nur wenige von denen, welche
dies zu tun wagen, bleiben bei der Verwerfung einer Wahrheit stehen; die
Mehrheit fährt fort, einen Grundsatz der Wahrheit nach dem andern zu verwerfen,
bis sie tatsächlich Ungläubige werden.
Die Irrtümer der volkstümlichen Theologie haben manchen Menschen der
Zweifelsucht in die Arme getrieben, der sonst bibelgläubig hätte werden können.
Es ist ihm unmöglich, Lehren anzunehmen, welche seinen Begriffen von
Gerechtigkeit, Gnade und Güte Gewalt antun; und wenn solche als Lehren der
Bibel hingestellt werden, weigert er sich, sie als Gottes Wort anzuerkennen.
Dies ist der Zweck, welchen Satan zu erreichen sucht. Nichts wünscht er
mehr, als das Vertrauen zu Gott und seinem Worte zu zerstören. Satan steht an
der Spitze des großen Heeres von Zweiflern, und er arbeitet mit größter
Anstrengung, um Seelen in seine Reihen zu ziehen. Das Zweifeln fängt an, Mode
zu werden. Eine zahlreiche Klasse von Leuten sieht das Wort Gottes aus demselben
Grunde wie seinen Urheber mit Mißtrauen an, weil es die Sünde straft und
verurteilt. Die nicht willens sind, seinen Anforderungen zu gehorchen, bestreben
sich, seine Autorität über den Haufen zu werfen.
Sie lesen die Bibel oder lauschen auf deren Lehren, wie sie von der Kanzel herab
verkündigt werden, nur um an der Heiligen Schrift oder an der Predigt etwas
Tadelnswertes zu finden. Nicht wenige
werden Ungläubige, um sich für die Vernachlässigung ihrer Pflicht zu
rechtfertigen oder zu entschuldigen. Andere nehmen aus Stolz und Trägheit
zweifelsüchtige Grundsätze an. Zu sehr für ein bequemes Leben
eingenommen, um irgend etwas zu vollbringen, was der Ehre wert wäre oder was
Anstrengung und Selbstverleugnung erforderte, zielen
sie danach, sich einen Ruf höherer Weisheit zu verschaffen, indem sie die Bibel
bekritteln. Es gibt dort vieles, was der von der göttlichen Weisheit
unerleuchtete Verstand unmöglich verstehen kann; und auf diese Weise finden sie
Anlaß zum Kritisieren. Viele scheinen anzunehmen, daß es eine Tugend sei, auf
der Seite des Unglaubens und der Zweifelsucht zu stehen. Aber man wird finden,
daß solche Leute unter einem Schein von Aufrichtigkeit und Wirklichkeit von
Selbstvertrauen und Stolz angetrieben werden. Viele
machen sich das größte Vergnügen daraus, etwas in der Heiligen Schrift zu
finden, das andere in Verlegenheit bringt. Etliche kritisieren und disputieren
auf der Seite des Unrechts, nur aus Liebe zum Wortstreit. Sie werden nicht
gewahr, daß sie sich auf diese Weise selbst in die Schlinge des Voglers
verstricken. Da sie aber offen ihrem Unglauben Ausdruck gegeben haben, glauben
sie, ihre Stellung behaupten zu müssen. Auf diese Weise verbinden sie sich mit
den Gottlosen und verschließen sich die Tore des Paradieses.
Gott
hat in seinem Wort genügende Beweise von dessen göttlichem Ursprung gegeben.
Die großen Wahrheiten, welche sich auf unsere Erlösung beziehen, sind klar
vorgeführt. Mit der Hilfe des Heiligen Geistes, der allen, die aufrichtig darum
bitten, verheißen ist, mag jedermann diese Wahrheiten für sich selbst
verstehen. Gott hat den Menschen einen starken Grund verliehen, auf welchen sie
ihren Glauben stützen können.
Doch
der beschränkte Verstand der Menschen ist unzureichend, um die Pläne und
Ratschlüsse des ewigen Gottes völlig zu erfassen. Wir können durch Forschen
nie Gott ergründen. Wir dürfen es nicht unternehmen, mit vermessener Hand den Vorhang zu
heben, mit dem er seine Majestät verhüllt. Der Apostel ruft aus: „Wie
gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!“ (Röm.
11, 33.) Wir können sein Verfahren mit uns und die ihn leitenden Beweggründe
so weit begreifen, daß wir unbegrenzte Liebe und Barmherzigkeit mit unendlicher
Macht vereint, erkennen können. Unser
himmlischer Vater ordnet alles in Weisheit und Gerechtigkeit, und wir dürfen
nicht unzufrieden oder mißtrauisch sein, sondern müssen uns in
ehrfurchtsvoller Unterwürfigkeit beugen. Er wird uns so viel von seinen
Ratschlüssen enthüllen, wie zu wissen zu unserem Besten dient, und darüber
hinaus müssen wir vertrauen auf die Hand, die allmächtig, auf das Herz, das
voller Liebe ist.
Während Gott reichliche Beweise für den Glauben gibt, wird er niemals alles beseitigen, was zur Entschuldigung des Unglaubens dienen könnte. Wer nach irgendeiner Stütze für seinen Zweifel sucht, wird sie auch finden. Und wer sich weigert, Gottes Wort anzunehmen und zu befolgen, bis jeglicher Einwand beseitigt worden ist, so daß nicht länger ein Anlaß zum Zweifel besteht, wird nie zum Licht kommen.
Das
Mißtrauen gegen Gott ist ein natürlicher Auswuchs des unerneuerten Herzens,
das in Feindschaft wider Gott ist. Aber der Glaube wird von dem Heiligen Geist
eingegeben und wird nur dann gedeihen, wenn er gepflegt wird. Niemand
kann ohne eine entschlossene Anstrengung im Glauben erstarken. Der Unglaube
verstärkt sich, je nachdem er ermutigt wird; und wenn Menschen, anstatt sich
mit den Beweisen zu beschäftigen, welche Gott zur Bestätigung ihres Glaubens
gegeben hat, es sich erlauben zu zweifeln und zu bekritteln, werden sie ihre
Zweifel mehr und mehr bestätigt finden.
Die
aber an Gottes Verheißungen zweifeln und den Versicherungen seiner Gnade mißtrauen,
entehren ihn, und ihr Einfluß neigt dahin, andere von Christo zu entfernen,
anstatt sie zu ihm zu ziehen. Sie sind unfruchtbare Bäume, die ihre dürren
Zweige weit und breit ausbreiten und dadurch die anderen Pflanzen des
Sonnenlichts berauben, so daß sie in dem kalten Schatten welken und sterben. Ihr
Lebenswerk wird als ein unaufhörliches Zeugnis gegen sie erscheinen. Sie säen
den Samen des Zweifels und des Unglaubens, der eine unausbleibliche Ernte tragen
wird.
Es
gibt nur einen Weg, den die einschlagen müssen, welche aufrichtig danach
trachten, von Zweifeln befreit zu werden: anstatt das, was sie nicht verstehen,
zu bezweifeln und zu bekritteln, müssen sie auf das bereits auf sie scheinende
Licht achtgeben, und sie werden größeres Licht empfangen. Erfüllen sie jede
Pflicht, die sie klar erkannt haben, dann werden sie befähigt, auch diejenige
zu verstehen und auszuführen, über welche sie jetzt noch im Zweifel sind.
Satan vermag es, Fälschungen zu entwerfen, welche der Wahrheit so genau
gleichen, daß Seelen von ihnen getäuscht werden, welche willig sind, sich täuschen
zu lassen, welche das von der Wahrheit geforderte Opfer und die
Selbstverleugnung umgehen möchten; es ist ihm jedoch unmöglich, eine Seele
unter seiner Macht zu halten, welche aufrichtig wünscht, um jeden Preis die
Wahrheit zu erkennen.
Christus ist die Wahrheit und „das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen
erleuchtet, die in diese Welt kommen.“ (Joh. 1, 9.) Der Geist der Wahrheit ist
gesandt worden, um die Menschen in alle Wahrheit zu leiten. Und mit Autorität
des Sohnes Gottes ist geschrieben: „Suchet, so werdet ihr finden.“ „So
jemand will des [Vaters] Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von
Gott sei.“ (Matth. 7, 7; Joh. 7, 17.)
Die Nachfolger Christi wissen wenig von den Anschlägen, welche Satan und seine Scharen gegen sie schmieden. Er aber, der im Himmel thront, wird alle diese Pläne zur Ausführung seiner tiefen Ratschlüsse lenken. Der Herr läßt es zu, daß seine Kinder in die Feuerprobe der Versuchung geraten, nicht weil er an ihren Leiden und an ihrer Trübsal Wohlgefallen hätte, sondern weil dies Verfahren zu ihrem endlichen Siege wesentlich ist. Er kann sie nicht in Übereinstimmung mit seiner eigenen Vollkommenheit vor der Versuchung schützen; denn es ist gerade der Zweck der Prüfung, sie zuzubereiten, allen bösen Lockungen widerstehen zu können.
Weder
gottlose Menschen noch Teufel können Gottes Werk hindern oder seine Gegenwart
seinem Volk entziehen, wenn es mit gebeugtem, zerschlagenem Herzen seine Sünden
bekennt und läßt und im Glauben seine Verheißungen beansprucht. Jeder
Versuchung, jedem widerstreitenden Einfluß, ob offen oder geheim, kann
erfolgreich widerstanden werden, „nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch
meinen Geist,... spricht der Herr Zebaoth.“ (Sach. 4, 6.)
„Die
Augen des Herrn merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Gebet. ... Und
wer ist, der euch schaden könnte, so ihr dem Guten nachkommt?“ (l. Petr. 3,
12. 13.) Als Bileam, verlockt durch das
Versprechen einer großen Belohnung, Zauberformeln gegen Israel anwandte und
durch dem Herrn gebrachte Opfer einen Fluch über Gottes Volk zu bringen
versuchte, wandte Gottes Geist das Übel, welches ausgesprochen werden sollte,
ab, und Bileam sah sich gezwungen auszurufen: „Wie soll ich fluchen, dem
Gott nicht flucht? Wie soll ich schelten, den der Herr nicht schilt? ... Meine
Seele müsse sterben des Todes der Gerechten, und mein Ende werde wie dieser
Ende!“ Als abermals geopfert worden war, erklärte der gottlose Prophet:
„Siehe, zu segnen bin ich hergebracht; er segnet und ich kann’s nicht
wenden. Man sieht keine Mühe [Ungerechtigkeit] in Jakob und keine Arbeit
[Verkehrtheit] in Israel. Der Herr, sein Gott, ist bei ihm und das Drommeten des
Königs unter ihm. ... Denn es ist kein Zauberer in Jakob und kein Wahrsager in
Israel. Zu seiner Zeit wird Jakob gesagt und Israel, was Gott tut!“ (4. Mose
23, 8. 10. 20. 21. 23; 24, 9.) Dennoch wurden zum drittenmal Altäre gebaut, und
abermals versuchte Bileam einen Fluch auszusprechen. Durch die unwilligen Lippen des Propheten erklärte der Geist Gottes
jedoch das Gedeihen seiner Auserwählten und strafte die Torheit und Bosheit
ihrer Feinde: „Gesegnet sei, der dich segnet, und verflucht, der dir
flucht.“
Zu
dieser Zeit war das Volk Israel Gott treu, und solange es im Gehorsam gegen sein
Gesetz beharrte, konnte keine Macht der Erde oder der Hölle es überwältigen. Aber
schließlich gelang es Bileam doch, den Fluch, welchen er nicht über Gottes
Volk aussprechen durfte, über es zu bringen, indem er es zur Sünde verleitete.
Als es Gottes Gebote übertrat, trennte es sich von ihm und mußte die Macht des
Verderbers fühlen.
Satan
ist sich wohl bewußt, daß die schwächste Seele, die in Christo bleibt, es mit
den Scharen der Finsternis mehr als aufnehmen kann und daß er, wenn er sich
offen zeigt, ihr nicht standhalten kann, sondern überwunden wird. Deshalb
versucht er, die Streiter des Kreuzes aus ihrer Festung herauszulocken, während
er mit seinen Streitkräften im Hinterhalt liegt, bereit, alle zu verderben,
welche sich auf sein Gebiet wagen sollten. Nur in demütigem Vertrauen auf Gott
und im Gehorsam gegen alle seine Gebote können wir sicher sein.
Niemand ist auch nur für einen Tag oder eine Stunde ohne das Gebet sicher.
Besonders sollten wir den Herrn um Weisheit bitten, sein Wort zu verstehen. Hier
werden die Anschläge des Versuchers offenbart sowie auch die Mittel, durch
welche er erfolgreich zurückgeschlagen werden kann. Satan
ist sachkundig in der Anführung von Bibelstellen, denen er seine eigene
Auslegung beifügt, um uns zu Fall zu bringen. Wir müssen die Bibel mit demütigem
Herzen studieren und nie unsere Abhängigkeit von Gott außer Augen lassen.
Während wir vor den Anschlägen Satans beständig auf der Hut sein müssen,
sollten wir ohne Unterlaß im Glauben beten: „Führe uns nicht in
Versuchung.“