15 Die schreckliche Französische Revolution
von 1790 ist schon lange vorbei. Und doch: die Geschichte hat uns viel zu sagen. Wenn wir die Lehren daraus nicht
lernen, werden wir dieselben Fehler wiederholen.
Albigenser wurden verbrannt, Hugenotten vertrieben, die Bartholomäusnacht
brachte 70.000 ahnungslosen Menschen Tod und Verderben und unzählige Christen
wurden hingerichtet. All dieses Streben eines Landes ohne Gott brachte eine
tödliche Ernte für sein ganzes Volk.
Im 16. Jahrhundert hatte die Reformation, die dem Volk eine offene Bibel
darbot, in alle Länder Europas Eingang gesucht. Einige Nationen bewillkommten
sie mit Freuden als einen Boten vom Himmel. In anderen Ländern gelang es dem
Papsttum in großem Maße, ihren Eingang zu verhindern, und das Licht biblischer
Erkenntnis mit seinem veredelnden Einfluß war beinahe gänzlich erloschen. In
einem Lande wurde das Licht nicht von der Finsternis begriffen, obgleich es
Eingang gefunden hatte. Jahrhundertelang kämpften Wahrheit und Irrtum um die
Obergewalt. Schließlich siegte das Böse, und die Wahrheit des Himmels wurde
hinaus gestoßen. „Das ist
aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen
liebten die Finsternis mehr als das Licht. “ (Joh. 3, 19.) Die Nation mußte die
Folgen ihrer Wahl ernten. Der zügelnde Einfluß des Geistes Gottes wurde einem
Volke, welches seine Gnadengabe verachtet hatte, entzogen. Gott ließ das Böse
ausreifen, und alle Welt sah die Früchte willkürlicher Verwerfung des Lichtes.
Der in Frankreich so viele Jahrhunderte lang gegen die Bibel geführte Krieg
gipfelte in den Ereignissen der Revolution. Jener schreckliche Ausbruch war die
unausbleibliche Folge der Unterdrückung der Heiligen Schrift seitens Roms. (s. Anhang, Anm. 20.) Er bot der Welt das
schlagendste Beispiel von der Wirkung der päpstlichen Politik - eine
Darstellung von den Folgen, auf welche die Lehren der römischen Kirche mehr als
ein Jahrtausend zugesteuert hatten.
Die Unterdrückung der Heiligen Schrift während der
päpstlichen Oberherrschaft wurde von den Propheten vorhergesagt; und der
Schreiber der Offenbarung verweist ebenfalls auf die schrecklichen Folgen,
welche besonders Frankreich von der Herrschaft des „Menschen der Sünde“
erwachsen sollten.
Der Engel des Herrn sagte: „Die heilige Stadt
werden sie zertreten zweiundvierzig Monate. Und ich will meinen zwei Zeugen
geben, und sie sollen weissagen tausendzweihundertundsechzig Tage, angetan mit
Säcken. ... Und wenn sie ihr Zeugnis geendet haben, so wird das Tier, das aus
dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen einen Streit halten und wird sie überwinden
und wird sie töten. Und ihre Leichname werden liegen auf der Gasse der großen
Stadt, die da heißt geistlich Sodom und Ägypten, da auch ihr Herr gekreuzigt
ist. ... Und die auf Erden wohnen, werden sich freuen über sie und wohlleben
und Geschenke untereinander senden; denn diese zwei Propheten quälten, die auf
Erden wohnten. Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des
Lebens von Gott, und sie traten auf ihre Füße, und eine große Furcht fiel über
die, so sie sahen.“ (Offb. 11, 2-11.)
Die hier erwähnten „zweiundvierzig Monate“ und „tausendzweihundertundsechzig Tage“ sind ein und dasselbe. Beide stellen die Zeit dar, da die Gemeinde Christi von Rom unterdrückt werden sollte. Die 1260 Jahre päpstlicher Oberherrschaft fingen an im Jahre 538 n. Chr. und mußten demnach im Jahre 1798 ablaufen. (s. Anhang, Anm. 28.) Zu der Zeit drang eine französische Armee in Rom ein und nahm den Papst gefangen, der auch später in der Verbannung starb. Wenngleich bald darauf ein neuer Papst gewählt wurde, so hat die päpstliche Priesterherrschaft doch nie wieder die Macht auszuüben vermocht, welche sie ehedem besessen hatte.
Die Verfolgung der Gemeinde Christi erstreckte
sich nicht bis an das Ende der 1260 Jahre. Aus Erbarmen gegen sein Volk kürzte
Gott die Zeit der Feuerprobe ab. In seiner Weissagung von der „großen Trübsal“,
welche die Gemeinde heimsuchen sollte, sagte der Heiland: „Und wo diese Tage
nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten
willen werden die Tage verkürzt.“ (Matth. 24, 22.) Durch den Einfluß der
Reformation wurde die Verfolgung schon vor dem Jahre 1798 eingestellt.
Über die zwei Zeugen sagt der Prophet ferner:
„Dies sind die zwei Ölbäume und zwei Fackeln, stehend vor dem Herrn der Erde.“
„Dein Wort,“ sagt der Psalmist, „ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf
meinem Wege.“ (Offb. 11, 4; Ps. 119, 105.) Die beiden Zeugen stellen die
Schriften des Alten und des Neuen Testamentes dar. Beide sind wichtige
Zeugnisse für den Ursprung und die Fortdauer des Gesetzes Gottes. Beide sind
gleichfalls Zeugen im Verborgenen. Die
päpstliche Macht suchte dem Volk das Wort der Wahrheit zu verbergen und stellte
falsche Zeugen, um dessen Zeugnis zu widersprechen. (s. Anhang, Anm. 21.) Als
die Bibel von kirchlichen und weltlichen Behörden verbannt ward; als ihr
Zeugnis verkehrt und allerlei Versuche, welche Menschen und Dämonen ersinnen
konnten, gemacht wurden, um die Gemüter des Volkes von ihr abzulenken; als die,
welche es wagten, ihre heiligen Wahrheiten zu verkündigen, gehetzt, verraten,
gequält, in Gefängniszellen begraben, um ihres Glaubens willen getötet oder
gezwungen wurden, in die Festen der Berge und die Schluchten und Höhlen der
Erde zu fliehen - da weissagten die Zeugen in Säcken. Dennoch setzten sie ihr
Zeugnis während der ganzen 1260 Jahre fort. In den dunkelsten Zeiten gab es
treue Männer, welche Gottes Wort liebten und um seine Ehre eiferten. Diesen
getreuen Knechten wurde Weisheit, Macht und Stärke verliehen, während dieser
ganzen Zeit seine Wahrheit zu verkündigen.
„Und so jemand sie will schädigen, so geht Feuer
aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und so jemand sie will schädigen, der
muß also getötet werden. “ (Offb - 11, 5.) Die Menschen können nicht ungestraft
das Wort Gottes mit Füßen treten. Die Bedeutung dieser schrecklichen Drohung
wird uns im Schlußkapitel der Offenbarung gegeben: „Ich bezeuge allen, die da
hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: So jemand dazu setzt, so wird
Gott zusetzen auf ihn die Plagen, die in diesem Buch geschrieben stehen. Und so
jemand davon tut von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott abtun
sein Teil vom Holz des Lebens und von der heiligen Stadt, davon in diesem Buch
geschrieben ist.“ (Offb. 22,18.19.)
Die Prophezeiung von den 1260 Tagen
538 n. Chr. 1798 n. Chr.
Die Weissagung Daniels
„Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde unter
dem Himmel stürmten widereinander auf dem großen Meer. Und vier große Tiere
stiegen herauf aus dem Meer, ein jedes anders denn das andere...
„Nach diesem sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, das vierte
Tier war greulich und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne,
fraß um sich und zermalmte, und das übrige zertrat es mit seinen Füßen und war
auch viel anders denn die vorigen und hatte zehn Hörner. Da ich aber die Hörner
schaute, siehe, da brach hervor zwischen ihnen ein anderes kleines Horn, vor
welchem der vorigen Hörner drei ausgerissen wurden, und siehe, dasselbe Horn
hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul, das redete große Dinge.
Und ich ging zu den einem, die dastanden, und bat ihn, daß er mir von dem
allen gewissen Bericht gäbe. Und der redete mit mir und zeigte mir, was es
bedeutete.
„Darnach hätte ich gern gewußt gewissen Bericht von dem vierten Tier,
welches gar anders war denn die anderen alle, sehr greulich, das eiserne Zähne
und eherne Klauen hatte, das um sich fraß und zermalmte und das übrige mit seinen
Füßen zertrat und von den zehn Hörnern auf seinem Haupt und von dem anderen,
das hervorbrach, vor welchem drei abfielen, und das Horn hatte Augen und ein
Maul, das große Dinge redete, und war größer, denn die neben ihm waren. Und ich
sah das Horn streiten wider die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie...
Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten verstören und
wird sich unterstehen, Zeit und Gesetz zu ändern. Sie werden aber in seine Hand
gegeben werden eine Zeit und (zwei) Zeiten und eine halbe Zeit.“ Daniel 7, 2-3;
7-8; 16; 19-21; 25.
Die Weissagung aus der Offenbarung
„Und ich trat an den Sand des Meers und sah ein Tier aus dem Meer steigen,
das hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Hörnern zehn Kronen und
auf seinen Häuptern Namen der Lästerung. Und das Tier, das ich sah, war gleich
einem Parder und seine Füße wie Bärenfüße und sein Mund wie eines Löwen
Mund.
Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Stuhl und große Macht.
Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund, und seine
tödliche Wunde ward heil. Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres,
und sie beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab und beteten das Tier
an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich und wer kann mit ihm kriegen? Und es
ward ihm gegeben ein Mund zu reden große Dinge und Lästerungen und ward ihm
gegeben, daß es mit ihm währte 42 Monate lang.“ Offenbarung 13, 1-5.
Die Bibel sagte vorher, daß die schreckliche Macht - das kleine Horn aus
Daniel 7 und 8 - die Welt 1260 Jahrtage lang beherrschen sollte.
Jahrhundertelang war es eine wohlbekannte Tatsache, wer dieses kleine Horn aus
Daniel 7 und das erste Tier aus der Offenbarung 13 darstellte: nämlich das
Papsttum, auch „Mensch der Sünde“ genannt (2. Thess. 2, 3-4) oder Antichrist
(l. Joh. 4, 3) jedenfalls wurde dem Papsttum unzweideutig vorhergesagt, daß es
1260 Jahre lang regieren würde. Wann setzte die prophezeite Zeitspanne ein und
wann endete sie? Die nächste Seite wird Ihnen die nötigen Informationen
liefern.
Die erstaunliche Weissagung der 1260 Jahrtage
Hier geht es um die erstaunliche Vorhersage der 1260 Tage, ein Zeitraum,
der an anderer Stelle auch mit Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit oder 42 Monaten
wiedergegeben wird.
In der biblischen Prophetie symbolisiert ein Tag ein buchstäbliches Jahr
(4. Mose 14, 34; Hes. 4, 6). Auch der Ausdruck „Zeit“ steht in der biblischen
Prophetie für ein Jahr (Dan. 4, 13). Diese Zeitspanne wird in Daniel 7, 25 zum
erstenmal erwähnt, wo es heißt, daß diese dreieinhalb Zeiten lang das
furchtbare kleine Horn Macht hätte, die Heiligen zu verstören. Während dieser
Zeit würde es auch versuchen, Gottes Gesetz zu ändern: Daniel 7, 25: „Er wird
den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten verstören und wird sich
unterstehen, Zeit und Gesetz zu ändern. Sie werden aber in seine Hand gegeben
werden eine Zeit und (zwei) Zeiten und eine halbe Zeit.“
Das entspricht im Hebräischen 31/2 Zeiten. Wenn man die damalige
Zeitrechnung benutzt, wobei ein Jahr zu 360 Tagen gezählt wurde, kommen wir
also auf 360 + 720 + 180 = 1260. Und da ein Tag in biblischer Prophetie ein
Jahr symbolisiert, würde dieses kleine Horn also 1260 Jahre lang herrschen. In
der Offenbarung 12. Kapitel Vers 6 heißt es, daß die Verfolgung „1260 Tage“
lang anhalten würde, was wiederum 1260 Jahren entspricht (vgl. Offb. 11, 3).
Der Gott des Himmels gab diese wichtige Vorhersage jedoch noch auf eine
dritte Weise: Das kleine Horn aus Daniel 7 und 8 ist dasselbe wie das erste
Tier in Offenbarung 13: „Und es ward ihm gegeben ein Mund zu reden große Dinge
und Lästerungen, und ward ihm gegeben, daß es mit ihm währte 42 Monate lang.“
(Offb. 13, 5; vgl. Offb. 11, 2.)
42 Monate sind dasselbe wie 1260 Tage. Und auch in der Offenbarung wird
diese Zeitweissagung mit 3½ Zeiten gekennzeichnet - genauso wie im Daniel Buch.
Wann herrschte dieses kleine Horn, welches das Papsttum symbolisiert? Der
Erlaß des Kaisers Justinian 533 n. Chr. anerkannte den Papst als das „Haupt
aller heiligen Kirchen“ (Code des Justinian, Band 1, Titel 1, Sektion 4). Die
überwältigende Niederlage der Ostgoten in der Belagerung Roms - 5 Jahre später
(538) war der Todesstoß für das dritte der drei Hörner, die ausgerissen worden
waren (siehe Dan. 7. 8). Mit dem Jahr 538 beginnt also die Zeitspanne der
päpstlichen Vorherrschaft, die bis 1798 andauern sollte. In diesem Jahr,
während die Schreckensherrschaft der Französischen Revolution noch andauerte
und die römisch-katholische Religion in Frankreich abgeschafft wurde,
marschierte die Französische Armee in Rom ein - angeführt von General Berthier
- und nahm den Papst gefangen. Datum: 10. Februar 1798. Der gefangene Papst
starb im darauffolgenden Jahr in seinem Exil in Valence, Frankreich. Ein lauter
Schrei erhob sich: „Der Katholizismus ist tot!“ Das Papsttum hatte die „tödliche
Wunde“ erhalten, die in Offb. 13, 3 vorhergesagt wurde. Aber wir erfahren auch,
daß diese Wunde wieder heilen wird und daß die Zeit kommt, wo sich die ganze
Welt „über das Tier wundem wird“ (Offb. 13, 3).
Dies sind Warnungen, die Gott gegeben hat, um die Menschen davon
abzuhalten, auf irgendeine Weise etwas zu verändern, das er offenbart oder
geboten hat. Diese feierlichen Drohungen richten sich an alle, welche durch
ihren Einfluß die Menschen veranlassen, das Gesetz Gottes geringzuachten. Sie
sollten jene in Furcht und Zittern versetzen, welche leichtfertig behaupten, es
sei eine Sache von geringer Bedeutung, ob wir Gottes Gesetz halten oder nicht.
Alle, welche ihre eigenen Ansichten über die göttliche Offenbarung erheben;
alle, welche die deutlichen Aussagen des Wortes Gottes nach ihrer eigenen
Bequemlichkeit oder um in Übereinstimmung mit der Welt zu sein, umändern
möchten, nehmen eine fürchterliche Verantwortlichkeit auf sich. Das geschriebene Wort, das Gesetz Gottes,
wird den Charakter eines jeglichen messen und alle verdammen, die diesem
unfehlbaren Richtmaß nicht entsprechen.
„Wenn sie ihr Zeugnis geendet haben [beendigen]“, die Zeitperiode, worin die zwei Zeugen, in Säcken angetan, weissagen sollten, endete 1798. Wenn ihr Werk im Verborgenen seinem Ende nahte, sollte die Macht, welche dargestellt wird als „das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt,“ Streit mit ihnen halten. In vielen Nationen Europas waren die Mächte, welche in Kirche und Staat das Zepter führten, seit Jahrhunderten von Satan durch den großen Abfall beherrscht worden. Doch hier wird eine neue Bekundung satanischer Macht vor Augen geführt.
Unter dem Vorwand der Ehrfurcht vor der Bibel hatte Roms Politik diese in einer unbekannten Sprache vor dem Volk verschlossen und verborgen gehalten. Unter ihrer Herrschaft weissagten die Zeugen „angetan mit Säcken.“ Aber eine andere Macht das Tier aus dem Abgrund - sollte sich erheben und dem Worte Gottes offen den Krieg erklären.
Die „große Stadt,“ auf deren Gassen die Zeugen
erschlagen wurden und wo ihre Leichname lagen, heißt „geistlich... Ägypten.“
Die biblische Geschichte führt uns keine Nation vor, welche das Dasein des
lebendigen Gottes dreister verleugnete und sich seinen Geboten mehr widersetzte
als Ägypten. Kein Monarch wagte sich je in eine offenere oder vermessenere
Empörung gegen die Autorität des Himmels als der König von Ägypten. Als Mose
ihm im Namen des Herrn die Botschaft brachte, gab Pharao stolz zur Antwort:
„Wer ist der Herr, des Stimme ich hören müsse und Israel ziehen lassen? Ich
weiß nichts von dem Herrn, will auch Israel nicht lassen ziehen. “ (2. Mose 5,
2.) Dies ist Gottesleugnung, und die
durch Ägypten versinnbildete Nation sollte einer ähnlichen Verleugnung der
Ansprüche des lebendigen Gottes Ausdruck geben und einen gleichen Geist des
Unglaubens und der Herausforderung an den Tag legen. Die „große Stadt“ wird
auch geistlich mit Sodom verglichen. Die Verderbtheit Sodoms in der Übertretung
des Gesetzes Gottes gab sich ganz besonders in ihrer Unzucht zu erkennen. Und
diese Sünde war ebenfalls ein sehr hervorragender Zug der Nation, welche die
Einzelheiten dieser Schriftstelle erfüllen sollte.
Nach den Angaben des Propheten sollte eine kurze Zeit vor dem Jahre 1798 eine Macht, satanischen Ursprungs und Charakters, sich erheben, um mit der Bibel Streit zu führen. Und in dem Lande, wo das Zeugnis der beiden Zeugen Gottes auf diese Weise zum Schweigen gebracht werden sollte, würde sich die Gottesleugnung Pharaos und die Unzucht Sodoms offenbaren.
Diese Weissagung hat in der Geschichte Frankreichs
eine überaus genaue und schlagende Erfüllung gefunden. Während der Revolution
von 1793 „hörte die Welt zum erstenmal, daß eine Versammlung von Männern, die
gesittet geboren und erzogen waren und sich das Recht anmaßten, eine der
schönsten Nationen Europas zu regieren, ihre vereinte Stimme erhob, um die
feierlichste Wahrheit, welche die Seele des Menschen empfangen kann, zu
verleugnen und einstimmig den Glauben an Gott und die Anbetung der Gottheit zu
verwerfen.“ (Scott, Sir Walter, Leben des Napoleon Bonaparte, 1. Bd. 17. Kap.)
„Frankreich ist die einzige Nation in der Welt, worüber der zuverlässige
Bericht besteht, daß sie als eine Nation ihre Hand in offener Empörung gegen
den Schöpfer des Weltalls erhoben hat. Es hat gegeben und gibt noch eine Menge
von Lästerern und Ungläubigen in England, Deutschland, Spanien und anderswo;
aber Frankreich steht in der Weltgeschichte allein da als der einzige Staat,
der durch den Erlaß seiner gesetzgebenden Versammlung erklärte, daß es keinen
Gott gebe, und von dessen Hauptstadt sämtliche Bewohner, und eine ungeheure
Menge anderswo, Weiber sowohl als auch Männer, vor Freude sangen und tanzten,
als sie die Bekanntmachung annahmen. “ (Blackwoods Magazine, Nov. 1870.)
Frankreich bekundete die Merkmale, welche Sodom besonders kennzeichneten.
Während der Revolution herrschte ein Zustand sittlicher Erniedrigung und
Verderbtheit ähnlich dem, der den Untergang über die Städte der Ebene brachte. Und ein Geschichtsschreiber spricht über
die Gottesleugnung und die Unzucht Frankreichs, wie sie uns in der Weissagung
gegeben werden: „Eng verbunden mit diesen religionsfeindlichen Gesetzen war
dasjenige, welches das Ehebündnis - die heiligste Verbindung, welche
menschliche Wesen eingehen können, und deren Dauer am meisten zur Festigung der
Gesellschaft beiträgt - zu einem Zustand rein bürgerlichen Übereinkommens
vorübergehender Natur herabwürdigte, welches irgendwelche zwei Personen
miteinander treffen und nach Willkür wieder lösen könnten... Hätten böse
Geister es unternommen, ein Verfahren zu entdecken, welches auf die wirksamste
Weise alles zugrunde richtet, was sich Ehrwürdiges, Anmutiges oder Dauerhaftes
im Familienleben bietet, und hätten sie gleicherzeit die Zusicherung gehabt,
daß das Unheil, das sie anzurichten beabsichtigen, von einem Geschlecht auf das
andere fortgepflanzt werden könnte, so hätten sie keinen wirksameren Plan
ersinnen können als die Herabwürdigung der Ehe. ... Sophie Arnoult, eine durch
ihre witzigen Reden berühmte Schauspielerin, beschrieb die republikanische
Hochzeit als das ’Sakrament des Ehebruchs.’“ (Scott, 1. Bd., 17. Kap.)
„Da auch ihr Herr gekreuzigt ist.“ Dies Merkmal
der Weissagung erfüllte Frankreich ebenfalls. In keinem Lande hatte sich der
Geist der Feindschaft wider Christum auffallender entfaltet. Nirgends ist die
Wahrheit auf bittereren oder grausameren Widerstand gestoßen. In den
Verfolgungen, mit denen Frankreich die Bekenner des Evangeliums heimsuchte,
hatte es Christum in der Person seiner Jünger gekreuzigt.
Ein Jahrhundert nach dem andern war das Blut der Heiligen vergossen worden. Während die Waldenser auf den Gebirgen Piemonts um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu Christi willen ihr Leben niederlegten, war von ihren Brüdern, den Albigensern in Frankreich, ein ähnliches Zeugnis für die Wahrheit abgelegt worden. In den Tagen der Reformation waren ihre Anhänger unter den schrecklichsten Qualen dem Tode preisgegeben worden. Könige und Edelleute, hochgeborene Frauen und zarte Mädchen, der Stolz und die Ritterschaft der Nation, hatten ihre Augen an den Leiden der Märtyrer Jesu geweidet. Die tapferen Hugenotten im Kampfe um die Rechte, welche das menschliche Herz für die heiligsten hält, hatten ihr Blut auf manchem heftig umstrittenen Feld dahingegeben. Die Protestanten wurden vogelfrei erklärt, ein Preis auf ihre Köpfe gesetzt und wie die wilden Tiere gehetzt.
Im 18. Jahrhundert hielt die „Gemeinde in der
Wüste“, die wenigen Nachkommen der alten Christen, die, versteckt in den
Gebirgen des südlichen Frankreichs, übriggeblieben waren, noch immer den alten
Glauben ihrer Väter fest. Wenn sie es wagten, sich bei Nacht an den
Gebirgsabhängen oder auf der einsamen Heide zu versammeln, wurden sie von den
Dragonern verfolgt und zur lebenslänglicher, Gefangenschaft auf die Galeeren
geschleppt. Die Reinsten, die Gebildetsten und Verständigsten der Franzosen
wurden unter schrecklichen Qualen mit Räubern und Meuchelmördern
zusammengekettet. (Wylie, 22. Buch, 6. Kap.) Anderen widerfuhr eine
barmherzigere Behandlung; sie wurden, als sie unbewaffnet und hilflos betend
auf ihre Knie fielen, kaltblütig niedergeschossen. Hunderte von betagten
Männern, wehrlosen Frauen und unschuldigen Kindern wurden an dem
Versammlungsort tot auf dem Boden liegend zurückgelassen. Beim Durchstreifen
der Gebirgsabhänge oder Wälder, wo sie gewohnt waren, sich zu versammeln, war
es nicht außergewöhnlich, „alle vier Schritte Leichname auf dem Rasen oder an
den Bäumen hängend zu finden. “ Ihr Land, von Schwert, Henkerbeil und
Feuerbrand verwüstet, „wurde zu einer großen, düsteren Wildnis. “„Diese Greuel
wurden nicht in dem finsteren Zeitalter,... sondern in jener glänzenden
Zeitperiode Louis XIV begangen. Die Wissenschaften wurden damals gepflegt, die
Literatur blühte, die Geistlichkeit des Hofes und der Hauptstadt waren gelehrte
und beredte Männer, welche sich gern mit dem Anschein der Demut und der Liebe
zierten.“ (Ebd., 7. Kap.)
Doch das schwärzeste in dem schwarzen Verzeichnis der Verbrechen, das schrecklichste unter den höllischen Taten aller Schreckensjahrhunderte war die blutige Bartholomäusnacht. Noch erinnert sich die Weit mit Schaudern und Entsetzen jenes höchst grausamen und feigen Gemetzels. Der König von Frankreich, von römischen Priestern und Prälaten angetrieben, genehmigte das schreckliche Werk. Eine Glocke gab in nächtlicher Stille das Zeichen zum Blutbad. Tausende von Protestanten, die ruhig in ihren Wohnungen schliefen und sich auf die verpfändete Ehre des Königs verließen, wurden ohne Warnung hervor geschleppt und kaltblütig niedergemacht.
Wie Christus der unsichtbare Führer seines Volkes
aus der ägyptischen Knechtschaft war, so war Satan der ungesehene Leiter seiner
Untertanen in diesem schrecklichen Werk, die Zahl der Märtyrer zu vergrößern.
Sieben Tage lang wurde das Gemetzel in Paris fortgesetzt; an den ersten drei
Tagen mit unbegreiflicher Wut. Auf besonderen Befehl des Königs erstreckte es
sich nicht nur auf die Stadt selbst, sondern auch auf alle Provinzen und Städte, wo sich Protestanten
vorfanden. Weder Alter noch Geschlecht wurde berücksichtigt. Weder der unschuldige Säugling noch der Greis blieb
verschont.
Der Adlige wie der Bauer, alt und jung, Mutter und Kind wurden zusammen nieder
gehauen. Das Gemetzel wurde in ganz Frankreich zwei Monate lang fortgesetzt.
Siebzigtausend der Besten der Nation kamen um.
„ Als die Nachricht von dem Blutbad Rom erreichte, kannte die Freude der
Geistlichkeit keine Grenzen. Der Kardinal von Lorraine belohnte den Boten mit
eintausend Kronen, der Domherr von St. Angelo ließ hundert Freudenschüsse
geben, die Glocken läuteten von jedem Turm, Freudenfeuer verwandelten die Nacht
in Tag, und Gregor XIII, begleitet von den Kardinälen und anderen geistlichen
Würdenträgern, zog in einer großen Prozession nach der Kirche von St. Louis, wo
der Kardinal von Lorraine ein Tedeum sang. ... Eine Denkmünze wurde zur
Erinnerung an das Gemetzel geprägt, und im Vatikan kann man noch drei
Freskogemälde von Vasari sehen, welche den Angriff auf den Admiral, den König,
wie er im Rate das Hinschlachten plante, und das Blutbad selbst darstellen. Gregor
sandte Karl die goldene Rose und hörte vier Monate später ruhigen Gemüts der
Predigt eines französischen Priesters zu, der von jenem ’Tage des Glücks und
der Freude sprach, als der heilige Vater die Nachricht empfing und in großer
Feierlichkeit ging, um Gott und St. Louis seinen Dank darzubringen.` (White, H., Massacre of Bartholomew, 14.
Kap., 34. Abschn.)
Derselbe mächtige Geist, der zum Blutbad in der
Bartholomäusnacht den Antrieb gab, führte auch die Leitung in den Ereignissen
der Revolution. Jesus Christus wurde als Betrüger hingestellt, und der
Sammelruf der französischen Gottesleugner war: „Nieder mit dem Elenden!“, womit
sie Christum meinten. Den Himmel herausfordernde Lästerung und abscheuliche
Gottlosigkeit gingen Hand in Hand, und die gemeinsten Menschen, die
verwahrlosesten Ungeheuer der Grausamkeit und des Lasters wurden aufs höchste
erhoben. In diesem allen wurde dem Satan die höchste Huldigung gezollt, während
Christus in seinen Eigenschaften der Wahrheit, der Reinheit und der selbstlosen
Liebe gekreuzigt wurde.
„So wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt,
mit ihnen einen Streit halten und wird sie überwinden und wird sie töten.“ Die Gottesleugnerische Macht, welche in
Frankreich während der Revolution und der Schreckensherrschaft das Zepter
führte, unternahm einen solchen Krieg gegen Gott und sein heiliges Wort, wie
ihn die Welt noch nie gesehen hatte. Die Anbetung Gottes wurde von der
Nationalversammlung verboten. Bibeln wurden gesammelt und unter jeder möglichen
Bekundung der Verachtung öffentlich verbrannt. Das Gesetz Gottes trat man mit
Füßen. Biblische Einrichtungen wurden abgeschafft. Der wöchentliche Ruhetag
wurde beiseite gesetzt und an dessen Statt jeder zehnte Tag der Lustbarkeit und
der Gotteslästerung gewidmet. Taufe und Abendmahl wurden verboten. Über den
Grabstätten deutlich angebrachte Inschriften erklärten den Tod für einen ewigen
Schlaf.
Die Gottesfurcht, behauptete man, sei anstatt der
Anfang der Weisheit vielmehr der Anfang der Torheit. Jegliche Verehrung,
ausgenommen die der Freiheit und des Landes, wurde untersagt. Der
„konstitutionelle Bischof von Paris wurde herbeigeholt, um in der schamlosesten
und anstößigsten Posse, die je sich vor einer Nationalvertretung abspielte, die
Hauptrolle zu übernehmen. ... Man führte ihn in einer förmlichen Prozession
vor, um der Versammlung zu erklären, daß die Religion, welche er so viele Jahre
lang gelehrt hatte, in jeglicher Hinsicht ein Stück Pfaffentrug ohne
irgendeinen Grund in der Geschichte noch der heiligen Wahrheit sei. Er verleugnete
in feierlichen und deutlichen Ausdrücken das Dasein der Gottheit, zu deren
Dienst er eingesegnet worden war, und widmete sich in Zukunft der Verehrung der
Freiheit, Gleichheit, Tugend und Sittlichkeit. Dann legte er seinen
bischöflichen Schmuck auf den Tisch und empfing eine brüderliche Umarmung von
dem Präsidenten des Konvents. Verschiedene abgefallene Priester folgten dem
Beispiel dieses Prälaten.“ (Scott, 1. Bd., 17. Kap.)
„Und die auf Erden wohnen, werden sich freuen über
sie und wohlleben und Geschenke untereinander senden; denn diese zwei Propheten
quälten die auf Erden wohnten. “ Das
ungläubige Frankreich hatte die strafende Stimme dieser beiden Zeugen Gottes
zum Schweigen gebracht. Das Wort Gottes lag tot auf ihren Straßen und alle,
welche die Einschränkungen und Erfordernisse des Gesetzes Gottes haßten,
frohlockten. Öffentlich forderten Menschen den König des Himmels heraus.
Wie die Sünder vor alters, riefen sie aus: „Was merkt Gott? Weiß der Höchste
überhaupt etwas?“ (Ps. 73, 11 f.)
Mit lästernder Vermessenheit, die beinahe alle Glaubwürdigkeit übersteigt, sagte einer der Priester dieser neuen Art: „Gott, so du existierst, räche deinen beleidigten Namen. Ich biete dir Trotz! Du schweigst! Du wagst es nicht, deine Donner zu schleudern! Wer wird hinfort an dein Dasein glauben?“ (Lacretelle, Hist. de France, 11. Bd., S. 309, Paris 1825.) Welch ein Widerhall ist dies von der Forderung Pharaos: „Wer ist der Herr, des Stimme ich hören müsse? “ „Ich weiß nichts von dem Herrn.“
„Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein
Gott.“, (Ps. 14, 1.) Und der Herr erklärt betreffs der Verkehrer seiner
Wahrheit: „Ihre Torheit wird offenbar werden jedermann.“ (2. Tim. 3, 9.)
Nachdem Frankreich sich von der Anbetung des lebendigen Gottes, des „Hohen und
Erhabenen, der ewiglich wohnt,“ losgesagt hatte, verstrich nur eine kleine
Zeit, bis es zum erniedrigenden Götzendienst hinabsank, indem es die Göttin der
Vernunft in der Person eines lasterhaften Frauenzimmers anbetete - und dies in
der Versammlung der Stellvertreter der Nation und durch seine höchsten
bürgerlichen und gesetzgebenden Behörden! Der Geschichtsschreiber sagt: „Eine
der Zeremonien dieser wahnsinnigen Zeit steht unübertroffen wegen ihrer
Abgeschmacktheit, verbunden mit Gottlosigkeit. Die Tore des Konvents wurden
einer Schar von Musikanten geöffnet, der die Mitglieder der Stadtbehörde in
feierlichem Zug folgten, indem sie ein Loblied auf die Freiheit sangen und den
Gegenstand ihrer zukünftigen Anbetung, ein verschleiertes Frauenzimmer, welches
sie die Göttin der Vernunft nannten, geleiteten. Als man sie innerhalb der
Schranken gebracht, sie mit großer Förmlichkeit entschleiert und zur Rechten
des Präsidenten gesetzt hatte, erkannte man sie allgemein als eine Tänzerin aus
der Oper. ... Dieser Person, als dem
passendsten Vertreter jener Vernunft, die man anbetete, brachte die
Nationalversammlung Frankreichs öffentliche Huldigung dar.
„Diese gottlose und lächerliche Mummerei wurde zu einem gewissen Brauch,
und die Einsetzung der Göttin der Vernunft wurde in der ganzen Nation an allen
Orten, wo die Bewohner sich als auf der Höhe der Revolution zeigen wollten,
erneuert und nachgeahmt.“ (Scott, 1. Bd., 17. Kap.)
Der Redner, welcher die Anbetung der Vernunft
einführte, sagte: „Mitglieder der Gesetzgebung! Fanatismus ist der Vernunft
gewichen. Seine getrübten Augen konnten den Glanz des Lichtes nicht ertragen.
Heute hatte sich eine unermeßliche Menge in den gothischen Gewölben versammelt,
welche zum ersten Mal von der Stimme der Wahrheit widerhallten. Dort haben die
Franzosen die wahre Anbetung der Freiheit und der Vernunft vollzogen; dort
haben wir neue Wünsche für das Glück der Waffen, der Republik ausgesprochen;
dort haben wir die leblosen Götzen gegen die Vernunft, dieses belebte Bild, das
Meisterwerk der Schöpfung, umgetauscht.“ (Thiers, Gesch. der Franz. Rev., 2.
Bd., S. 370. 371.)
Als die Göttin in den Konvent geführt wurde, nahm
der Sprecher sie bei der Hand und sagte, sich an die Versammlung wendend:
„Sterbliche, hört auf zu beben vor dem ohnmächtigen Donner eines Gottes, den
eure Furcht geschaffen hat. Hinfort
erkennt keine Gottheit an als die Vernunft. Ich stelle euch ihr reinstes und
edelstes Bild vor; müßt ihr Götter haben, so opfert nur solchen wie dieser. ...
0 Schleier der Vernunft, falle vor dem erlauchten Senat der Freiheit!“ ...
„Nachdem der Präsident die Göttin umarmt hatte,
wurde sie auf einen prächtigen Wagen gesetzt und inmitten eines ungeheuren
Gedränges zur Liebfrauenkirche geführt, um dort die Stelle der Gottheit
einzunehmen. Dann wurde sie auf den Hochaltar gehoben und daselbst von allen
Anwesenden verehrt.“ (Alison, Gesch. Europas, 1. Bd., 10. Kap.)
Nicht lange darauf folgte die öffentliche
Verbrennung der Bibel. Bei einem derartigen Anlaß betrat die „volkstümliche
Gesellschaft des Museums“ den Saal der höchsten Behörde mit dem Ruf: Es lebe
die Vernunft! Auf der Spitze einer Stange wurden die halb verbrannten Überreste
verschiedener Bücher getragen, darunter Gebetbücher, Meßbücher und das Alte und
Neue Testament, welche, wie der Präsident sich ausdrückte, „in einem großen
Feuer die gesamten Torheiten sühnten, welche sie das menschliche Geschlecht zu
begehen veranlaßt hatten. “ (Journal von Paris, 1793, Nr. 318.)
Das Papsttum hatte das Werk angefangen, welches die Gottesleugner nun vollendeten. Die römische Politik hatte jene gesellschaftlichen, politischen und religiösen Zustände zur Folge, welche Frankreich dem Verderben zutrieben. Schriftsteller, die die Schrecken der Revolution schilderten, sagten, daß jene Ausschreitungen dem Thron und der Kirche zur Last gelegt werden müssen. (s. Anhang, Anm. 22.) Ein gerechtes Urteil muß sie der Kirche zurechnen. Das Papsttum hatte die Gemüter der Könige gegen die Reformation als einen Feind der Krone, eine Ursache der Uneinigkeit, welche sich dem Frieden und der Eintracht der Nation verderblich erweisen würde, eingenommen. Der Einfluß Roms leitete auf diese Weise die entsetzlichsten Grausamkeiten und die bittersten Unterdrückungen ein, die je vom Throne ausgegangen sind.
Der Geist der Freiheit begleitete die Bibel. Wo
das Evangelium Aufnahme fand, wurden die Gemüter der Menschen belebt. Sie
fingen an, die Bande, welche sie in der Leibeigenschaft der Unwissenheit, des
Lasters und des Aberglaubens gehalten hatten, abzuschütteln und wie Männer zu
denken und zu handeln. Die Herrscher sahen es und fürchteten für ihre
unumschränkte Gewalt.
Rom versäumte nicht, ihre eifersüchtigen
Befürchtungen anzufachen. Der Papst sagte im Jahre 1525 zu dem Regenten von
Frankreich: „Diese Tollwut [der Protestantismus] wird nicht nur die Religion
verwirren und verderben, sondern auch alle Fürsten und Adelswürden, Gesetze,
Orden und Rangunterschiede außerdem. “ (Felice, Gesch. der Protestanten
Frankreichs, 1. Buch, 2. Kap. 6. Abschn., Leipzig 1855 .) Einige Jahre später
warnte ein päpstlicher Gesandter den König: „Sire, täuschen Sie sich nicht, die
Protestanten werden die bürgerliche wie die religiöse Ordnung untergraben. ...
Der Thron ist ebensosehr in Gefahr wie der Altar. ... Die Einführung einer
neuen Religion bringt notwendigerweise die einer neuen Regierung mit sich. “ (D’Aubigné,
Gesch. der Reform. zu den Zeiten Kalvins, 2. Bd., 36. Kap.)
Theologen benutzten die Vorurteile des Volkes und erklärten, daß die
protestantische Lehre „die Leute zu Neuerungen und Torheiten verlocke, dem
Könige die aufopfernde Liebe seiner Untertanen raube und Kirche und Staat
verheere.“ So gelang es Rom, Frankreich dahin zubringen, daß es sich gegen die
Reformation erhob. „Zur Erhaltung des Thrones, zur Bewahrung des Adels und zur
Aufrechterhaltung der Gesetze wurde das Schwert der Verfolgung in Frankreich
zuerst gezogen.“ (Wylie, 13. Buch, 4. Kap.)
Die Herrscher jenes Landes waren weit davon entfernt, die Folgen dieser
verderblichen Politik vorauszusehen. Die Lehren der Bibel hätten
in den Gemütern und Herzen des Volkes jene Grundsätze der Gerechtigkeit,
Mäßigkeit, Wahrheit, Gleichheit und Wohltätigkeit eingepflanzt, welche der
eigentliche Eckstein der Wohlfahrt eines Volkes sind. „Gerechtigkeit erhöht ein
Volk;“ dadurch „wird der Thron befestigt.“ (Spr. 14, 34; 16, 12.) „Der
Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein,“ und die Wirkung „wird ewige Stille und
Sicherheit sein.“ (Jes. 32, 17.) Wer das göttliche Gesetz hält, wird auch aufs
getreueste den Gesetzen des Landes Achtung und Gehorsam entgegenbringen. Wer
Gott fürchtet, wird auch den König in der Ausübung aller gerechten und
gesetzlichen Macht ehren. Aber das unglückliche Frankreich verbot die Bibel und
verbannte ihre Anhänger. Ein Jahrhundert nach dem anderen mußten aufrichtige
Männer - Männer von guten Grundsätzen und Rechtschaffenheit, von geistigem
Scharfblick und sittlicher Kraft, welche den Mut hatten, ihren Überzeugungen
treu zu bleiben, und den Glauben besaßen, um für die Wahrheit leiden zu können
- als Sklaven auf den Galeeren arbeiten, Martertum erleiden, in dumpfen
Kerkerzellen vermodern, während Tausende und aber Tausende sich durch die
Flucht retteten; und dies dauerte noch 250 Jahre lang nach dem Anfang der
Reformation fort.
„Kaum gab es während jener langen Zeitspanne unter
den Franzosen ein Geschlecht, das nicht Zeuge gewesen wäre, wie Jünger des
Evangeliums vor der wahnsinnigen Wut der Verfolger flohen und Bildung, Künste,
Gewerbefleiß und Ordnungsliebe, in denen sie sich in der Regel auszeichneten,
mit sich nahmen und damit das Land ihrer Zuflucht bereicherten. Und in dem
Verhältnis, womit andere Länder mit diesen guten Gaben beglückt wurden,
verarmte ihr eigenes Land durch Entziehung dieser Gaben. Wären alle, welche nun
vertrieben wurden, in Frankreich geblieben, wäre die Geschicklichkeit dieser
strebsamen Verbannten diese 300 Jahre auf die Bebauung des eigenen Bodens
gerichtet gewesen, so wären ihre künstlerischen Anlagen während dieser langen
Zeit dessen Gewerbewesen zugute gekommen; Ihr schöpferischer Geist und
forschender Verstand hätte seine Literatur bereichert und seine Wissenschaften
gepflegt, hätte ihre Weisheit seine Beratungen geleitet, ihre Tapferkeit seine
Schlachten geschlagen, ihre Unparteilichkeit seine Gesetze aufgestellt, die
Religion der Bibel den Geist gestärkt und das Gewissen des Volkes beherrscht -
mit welcher Herrlichkeit würde Frankreich an diesem Tage umgeben sein! Welch
ein großes, blühendes und glückliches Land, den Nationen ein Vorbild, würde es
gewesen sein!
Aber eine blinde und unerbittliche Frömmelei jagte von seinem Boden einen jeden Lehrer der Tugend, einen jeden Kämpen der Ordnung, einen jeden ehrlichen Verteidiger des Thrones; sie sagte zu den Menschen, die ihr Land zu einem Ruhm und einer Herrlichkeit auf Erden machen wollten: Wählt, was ihr haben wollt, den Marterpfahl oder die Verbannung. Schließlich war das Verderben des Staates vollständig. Es blieb kein Gewissen mehr zu ächten, keine Religion auf den Scheiterhaufen zu schleppen, kein Patriotismus mehr, den man in die Verbannung hätte jagen können.“ (Wylie, 13. Buch, 20. Kap.) Die Revolution mit all ihren Schrecken war die entsetzliche Folge.
„Mit der Flucht der Hugenotten lagerte sich ein
allgemeiner Verfall über Frankreich. Blühende Fabrikstädte gingen zugrunde,
fruchtbare Strecken verfielen in ihre ursprüngliche Wildnis, geistiger
Stumpfsinn und sittlicher Verfall folgten einer Zeit ungewöhnlichen
Fortschrittes. Paris wurde ein ungeheures Armenhaus; man sagt, daß beim
Ausbruch der Revolution 200000 Arme um Unterstützung von der Hand des Königs
nachsuchten. Nur der Jesuitenorden
blühte in der verfallenen Nation und herrschte mit fürchterlicher Willkür über
Kirchen und Schulen, über Gefängnisse und Galeeren.“ (Wylie, 13. Buch,
Kap.
20.)
Das Evangelium würde Frankreich die Lösung jener politischen und sozialen
Fragen gebracht haben, welche die Geschicklichkeit seiner Geistlichkeit, seines
Königs und seiner Gesetzgeber zuschanden machten und schließlich die Nation in
Zuchtlosigkeit und Verderben stürzten. Doch unter der Herrschaft Roms hatte das Volk des
Heilandes herrliche Lehren der Selbstaufopferung und selbstloser Liebe vergessen; man hatte es davon
abgebracht, für das Wohl anderer
Selbstverleugnung zu üben. Die Reichen wurden wegen ihrer Unterdrückung der
Armen nicht gerügt, und diese blieben in ihrer Knechtschaft und Erniedrigung
ohne Hilfe. Die Selbstsucht der Wohlhabenden und Mächtigen wurde nach und nach
offenbarer und drückender. Jahrhundertelang hatte die Habgier und Ruchlosigkeit
des Adels eine grausame Erpressung der Bauern zur Folge. Die Reichen übervorteilten
die Armen, und die Armen haßten die Reichen.
In vielen Provinzen besaßen die Vornehmen das
Land, und die arbeitenden Klassen waren nur Pächter, die von der Gnade der
Gutsbesitzer abhingen und sich gezwungen sahen, ihren übermäßigen Forderungen
nachzukommen. Die Last, die Kirche und den Staat zu unterhalten, ruhte auf den
mittleren und niederen Klassen, die von den bürgerlichen Behörden und der
Geistlichkeit schwer besteuert wurden. „Die Willkür des Adels galt als das
höchste Gesetz; die Bauern und Landbewohner durften verhungern, ohne daß die
Unterdrücker sich darum bekümmert hätten... Die Leute sahen sich bei jeder
Wendung gezwungen, einzig und allein den Vorteil des Gutsbesitzers zu
berücksichtigen. Das Leben der Landarbeiter war beständige Mühsal und
ungelindertes Elend; ihre Klagen, falls sie es je wagten, solche vorzubringen,
wurden mit beleidigender Verachtung abgewiesen. Die Gerichtshöfe schenkten
einem Adligen stets vor einem Bauern Gehör. Bestechung der Richter wurde
offenkundig betrieben, und die geringste Laune der Vornehmen hatte infolge
dieser fortgesetzten allgemeinen Verderbtheit, Gesetzeskraft. Nicht einmal die
Hälfte der den arbeitenden Klassen von den weltlichen Großen einerseits und der
Geistlichkeit andererseits erpreßten Steuern gelangten in die königliche oder
kirchliche Schatzkammer; alles andere wurde in ausgelassener Selbstbefriedigung
verschleudert. Und die Leute, welche auf diese Weise ihre Mitmenschen arm
machten, waren selbst aller Steuern enthoben und durch Gesetze oder Brauch zu
allen Staatsämtern berechtigt. Zu den bevorzugten Klassen zählte man 150 000
Personen, und zur Befriedigung ihrer Leidenschaften wurden Millionen zu einem
hoffnungslosen und herabwürdigenden Leben verdammt.“ (s. Anhang, Anm. 23.)
Der Hof ergab sich der Üppigkeit und der
Ausschweifung. Zwischen Herrschern und Untertanen bestand nur wenig Vertrauen.
Der Verdacht heftete sich an alle Maßnahmen der Regierung, daß sie hinterlistig
und selbstsüchtig seien. Mehr als ein halbes Jahrhundert vor der Revolutionszeit
hatte Ludwig XV, der sich selbst in jenen bösen Zeiten als ein träger,
leichtfertiger und sinnlicher Fürst auszeichnete, den Thron inne. Mit einem verderbten und grausamen Adel,
einer verarmten und unwissenden unteren Klasse, der Staat in finanzieller
Verlegenheit und das Volk erbittert, bedurfte es keines prophetischen Auges, um
einen schrecklich drohenden Ausbruch vorauszusehen. Auf die Warnungen seiner
Ratgeber erwiderte der König gewöhnlich: „Bestrebt euch, alles in Gang zu
erhalten, solange ich leben mag; nach meinem Tode mag es kommen wie es will.“
Vergebens drang man auf die Notwendigkeit einer Reform. Er sah die Übel, hatte
aber weder den Mut noch die Macht, ihnen zu begegnen. Das Schicksal, welches
Frankreich bevorstand, wurde nur zu deutlich in seiner lässigen und
selbstsüchtigen Antwort bezeichnet: „Nach mir die Sintflut.“
Durch Einwirken auf die Eifersucht der Könige und der herrschenden Klassen
hatte Rom diese beeinflußt, das Volk in Knechtschaft zu halten, wohl wissend,
daß der Staat dadurch geschwächt würde; und damit beabsichtigte es, sowohl die
Herrscher als auch das Volk zu seinen Sklaven zu machen. Mit weitsehender Politik erkannte es, daß
man, um die Menschen endgültig zu unterjochen, ihren Seelen Fesseln anlegen
müßte; daß der sicherste Weg, ihr Entkommen aus der Knechtschaft zu
verhindern,
der sei, sie für die Freiheit untüchtig zu machen. Tausendmal schrecklicher als die körperlichen Leiden, welche aus ihrer
Politik hervorgingen, war die sittliche Erniedrigung. Der Bibel beraubt, den
Lehren der Scheinfrömmigkeit und der Selbstsucht preisgegeben, wurde das Volk
in Unwissenheit und Aberglauben gefangen und in Laster versenkt, so daß es zur
Selbstbeherrschung gänzlich untüchtig war.
Doch die Früchte waren weit verschieden von dem, was Rom angestrebt hatte.
Anstatt die Massen in einer blinden Unterwürfigkeit unter seine Lehrsätze zu
halten, machte es Gottesleugner und Staatsumwälzer aus ihnen. Den Romanismus verachteten sie als
Pfaffentrug und betrachteten die Geistlichkeit als mitverantwortlich für ihre
Unterdrückung. Der Gott Roms war ihr einziger Gott; Roms Lehre ihre einzige
Religion. Sie betrachteten dessen Habgier und Grausamkeit als die eigentliche
Frucht der Bibel, und wollten deshalb nichts von ihr wissen.
Rom hatte den Charakter Gottes falsch dargestellt
und seine Forderungen verdreht, und nun verwarfen die Leute sowohl die Bibel
als auch ihren Urheber. Unter vorgeblicher Gutheißung der Schrift hatte Rom
einen blinden Glauben an seine Lehrsätze gefordert. Die Rückwirkung davon war,
daß Voltaire und seine Mitgenossen das Wort Gottes gänzlich beiseite setzten
und das Gift des Unglaubens überall verbreiteten. Rom hatte das Volk unter seiner eisernen Ferse, und nun brachen die
entwürdigten und verrohten Massen als Erwiderung auf die Zwangsherrschaft alle
Schranken nieder. In Wut über den gleißenden Betrug, dem sie so lange gehuldigt
hatten, verwarfen sie Wahrheit und Irrtum zusammen, und indem sie die Zügellosigkeit für Freiheit
hielten, jubelten die Sklaven des Lasters in ihrer vermeintlichen Freiheit.
Auf königliche Bewilligung hin wurde dem Volke bei der Eröffnung der Revolution eine Vertretung gewährt, welche die gemeinsame des Adels und der Geistlichkeit überwog. Somit hatte es das Übergewicht der Macht in seiner Hand, war aber nicht imstande, sie mit Weisheit oder Mäßigung zu benutzen. Eifrig bestrebt, das von ihm erlittene Unrecht zu ahnden, beschloß es die Wiedererneuerung der Gesellschaft zu unternehmen. Die schimpflich behandelten Volksmassen, deren Gemüter mit bitteren, seit langem angehäuften Erinnerungen an Ungerechtigkeiten erfüllt waren, faßten den Vorsatz, den Zustand des Elends, der unerträglich geworden war, umzugestalten und sich an denen zu rächen, die sie als Urheber ihrer Leiden betrachteten. Die Unterdrückten setzten die Lehre, welche sie unter der Gewaltherrschaft gelernt hatten, in die Tat um und wurden die Unterdrücker derer, die sie unterdrückt hatten.
Das unglückliche Frankreich heimste eine blutige Ernte der ausgestreuten
Saat ein. Schrecklich waren die Folgen seiner Unterwerfung unter die
überwiegende Macht Roms. Wo Frankreich unter dem Einfluß des Romanismus bei der
Eröffnung der Reformation den ersten Scheiterhaufen aufgerichtet hatte, stellte
die Revolution ihre erste Guillotine auf. Auf der nämlichen Stätte, wo die
ersten Märtyrer des protestantischen Glaubens im 16. Jahrhundert verbrannt
wurden, fielen die ersten Opfer der Revolution im 18. Jahrhundert unter der
Guillotine. Indem Frankreich das Evangelium, das ihm Heilung hätte bringen
können, verwarf, öffnete es dem Unglauben und dem Verderben die Tür. Als die
Schranken des Gesetzes Gottes niedergeworfen waren, stellte es sich heraus, daß
die menschlichen Gesetze unzulänglich waren, um die mächtige Flut menschlicher
Leidenschaften zu hemmen; und die Nation erging sich in Empörung und
Gesetzlosigkeit. Der Krieg gegen die Bibel führte eine Zeitspanne ein, welche
in der Weltgeschichte als „die Schreckensherrschaft“ verzeichnet wird. Friede und Glück war aus den Wohnungen
und den Herzen der Menschen verbannt. Keiner war sicher. Wer heute die Oberhand
hatte, wurde morgen verdächtigt und verdammt. Gewalt und Wollust führten
unbestritten das Zepter.
Der König, die Geistlichkeit und der Adel sahen
sich gezwungen, sich der Grausamkeit eines aufgeregten und wütenden Volkes zu
fügen. Der Rachedurst wurde durch die Hinrichtung des Königs nur noch gereizt,
und die seinen Tod bestimmt hatten, folgten ihm bald aufs Schafott. Ein
allgemeines Gemetzel aller, die der Revolution feindlich zu sein im Verdacht
standen, wurde beschlossen. Die Gefängnisse waren überfüllt und bargen zu einer
Zeit mehr als 200 000 Gefangene. Die
Städte des Königreichs waren mit Schreckensvorgängen angefüllt. Eine
revolutionäre Partei war gegen die andere, und Frankreich wurde ein ungeheurer
Kampfplatz streitender Volksmassen, die sich von der Wut ihrer Leidenschaften
beherrschen ließen. „In Paris folgte ein Aufstand dem anderen, und die
Bürger waren in viele Parteien zersplittert, die es auf nichts anderes als ihre
gegenseitige Ausrottung abgesehen zu haben schienen. “ Zur Vergrößerung des
allgemeinen Elends wurde die Nation in einen langen verheerenden Krieg mit den
Großmächten Europas verwickelt. „Das Land war beinahe bankrott, die Truppen
schrien nach ihrem rückständigen Sold, die Pariser waren am Verhungern, die
Provinzen wurden von Räubern verwüstet, und die Zivilisation ging beinahe unter
in Aufruhr und Zügellosigkeit.“
Nur zu genau hatte das Volk die Lehren der
Grausamkeit und der Folter gelernt, die Rom mit solchem Fleiß gelehrt hatte.
Ein Tag der Wiedervergeltung war endlich gekommen. Nun waren es nicht mehr die
Jünger Jesu, welche in Gefängnishöhlen geworfen und auf Scheiterhaufen
geschleppt wurden; denn sie waren schon längst umgekommen oder in die
Verbannung getrieben worden. Das schonungslose Rom fühlte jetzt die tödliche
Macht derer, welche es ausgebildet hatte, sich an Bluttaten zu vergnügen. „Das
Beispiel der Verfolgung, welches die französische Geistlichkeit so lange
gegeben hatte, wurde ihr nun mit großer Heftigkeit vergolten. Schafotte färbten sich rot von dem Blut der
Priester. Die Galeeren und Gefängnisse, die einst Hugenotten bargen, wurden
jetzt mit deren Verfolgern angefüllt. An die Ruderbank gekettet und mühsam am
Riemen ziehend, machte die katholische Geistlichkeit alle Qualen durch, welche
sie so reichlich über die friedliebenden Ketzer gebracht hatte.“ (s.
Anhang, Anm. 24.)
„Dann kamen jene Tage, da die grausamsten aller
Gesetze von dem unmenschlichsten aller Gerichtshöfe gehandhabt wurden; da
niemand seinen Nachbar grüßen oder sein Gebet verrichten konnte ... ohne Gefahr
zu laufen, ein Todesverbrechen zu begehen, da in jedem Winkel Spione lauerten,
allmorgendlich die Guillotine lange und schwer arbeitete, die Gefängnisse so
gedrängt voll waren wie die Räume eines Sklavenschiffes, da in den
Straßenrinnen das Blut schäumend der Seine zueilte.... Während täglich
Wagenladungen mit Opfern durch die Straßen von Paris ihrem Schicksal entgegen
geführt wurden, schwelgten die Statthalter, welche der Oberausschuß in die
Provinzen gesandt hatte, in übermäßiger Grausamkeit, wie man sie selbst in der
Hauptstadt nicht kannte. Das Messer der Todesmaschine stieg und fiel zu langsam
für das Werk der Metzelei. Lange Reihen von Gefangenen mähte man mit
Kartätschen nieder. Besetzte Boote wurden angebohrt. Lyon wurde zur Wüste. In
Arras wurde den Gefangenen selbst die grausame Barmherzigkeit eines schnellen
Todes versagt. Die ganze Loire hinab, von Saumur bis zum Meer, fraßen Scharen
von Krähen und Weihen an den nackten Leichnamen, die in abscheulichen
Umarmungen miteinander verschlungen waren. Weder dem Geschlecht noch dem Alter
erwies man Barmherzigkeit. Die Anzahl junger Knaben und Mädchen von siebzehn
Jahren, welche von dieser fluchwürdigen Regierung ermordet wurden, läßt sich
nach Hunderten berechnen. Der Brust entrissene Säuglinge wurden von Spieß zu
Spieß die Reihen der Jakobiner entlang geworfen.“ (Siehe Anhang, Anm. 25.) In dem kurzen Zeitraum von zehn Jahren
kamen Scharen menschlicher Wesen um.
All dies war nach Satans Sinn; dies zu erreichen hatte er seit
Jahrhunderten sich bestrebt. Sein Plan beruhte vom Anfang bis zum Ende auf
Täuschung, und sein unverwandter Vorsatz ist, Leid und Elend über die Menschen
zu bringen, Gottes Werke zu entstellen und zu beflecken, den göttlichen Zweck
der Liebe und des Wohlwollens zu vereiteln und dadurch Trauer im Himmel zu
verursachen. Dann verblendet er durch seine täuschenden Künste die Sinne der
Menschen und verleitet sie, den Tadel, der sein Wirken trifft, auf Gott zu
werfen, als ob alles Elend die Folge von dem Plan des Schöpfers sei. Auf gleiche Weise treibt er alle, welche
durch seine grausame Macht in einen versunkenen und verwilderten Zustand
geraten sind, wenn sie ihre Freiheit erringen, zu allerlei Ausschreitungen und
Greueltaten an, und dann verweisen grausame und gewissenlose Zwingherren auf
dies Bild zügelloser Ausgelassenheit als ein Beispiel der Folgen der Freiheit.
Wird der Irrtum in einem Gewand entdeckt, so verhüllt Satan ihn einfach in eine andere Maske, und die Menge nimmt ihn ebenso gierig an wie zuerst. Als das Volk fand, daß der Romanismus eine Täuschung war, als Satan es nicht durch dies Mittel zur Übertretung des Gesetzes Gottes bringen konnte, bestand er darauf, alle Religion als einen Betrug und die Bibel als ein Märchen hinzustellen; und als das Volk die göttlichen Vorschriften beiseite setzte, gab es sich der ungezügelten Gesetzlosigkeit hin.
Der verderbliche Irrtum, der solches Wehe über die
Einwohner Frankreichs brachte, war die Verachtung der einen großen Wahrheit,
daß die wahre Freiheit innerhalb der Schranken des Gesetzes Gottes liegt. „O
daß du auf meine Gebote merktest, so würde dein Friede sein wie ein
Wasserstrom, und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen. “ „Aber die Gottlosen,
spricht der Herr, haben keinen Frieden.“ „Wer aber mir gehorcht, wird sicher
bleiben und genug haben und kein Unglück fürchten.“ (Jes. 48, 18. 22; Spr. 1,
33.)
Gottesleugner, Ungläubige und Abtrünnige setzen sich wider Gottes Gesetz und verwerfen es; aber die Folgen ihres Einflusses beweisen, daß die Wohlfahrt des Menschen mit dem Gehorsam gegen die göttlichen Verordnungen verbunden ist. Wer die Lehre nicht aus dem Buche Gottes lesen will, muß sie in der Geschichte der Nationen lesen.
Als Satan durch die römische Kirche es erstrebte,
die Menschen von dem Gehorsam abzubringen, war seine Tätigkeit derart verborgen
und sein Wirken so verstellt, daß die Entartung und das Elend, die daraus
entstanden, nicht als Früchte der Übertretung erkannt wurden; aber das Wirken
des Geistes Gottes vereitelte soweit seine Macht, daß seine Absichten nicht zur
vollen Reife gelangten. Das Volk ging den Wirkungen nicht auf den Grund und
entdeckte die Quelle seines Elends nicht. Doch in der Revolution wurde das
Gesetz Gottes von der Nationalversammlung öffentlich beiseite gesetzt, und in
der darauf folgenden Schreckensherrschaft konnten alle den wahren Zusammenhang
zwischen Ursache und Wirkung deutlich erkennen.
Als Frankreich öffentlich Gott verleugnete und die Bibel beiseite setzte,
frohlockten böse Menschen und Geister der Finsternis, daß sie das so lang
erwünschte Ziel, nämlich ein Reich von den Schranken des Gesetzes Gottes
befreit, erreicht hatten. „Weil nicht bald geschieht ein Urteil über die bösen
Werke, dadurch wird das Herz der Menschen voll, Böses zu tun.“ (Pred. 8, 11-13.)
Aber die Übertretung eines gerechten und heiligen Gesetzes muß unvermeidlich in
Elend und Verderben enden. Wenn auch nicht sofort von Gerichten heimgesucht, so
bewirkt doch die Gottlosigkeit der Menschen ihr sicheres Verderben.
Jahrhunderte des Abfalls und des Verbrechens hatten den Zorn auf den Tag der
Vergeltung angehäuft, und als das Maß ihrer Ungerechtigkeit voll war, erfuhren
die Verächter Gottes zu spät, daß es etwas Schreckliches ist, die göttliche
Geduld verwirkt zu haben. Der zügelnde Geist Gottes, der der grausamen Macht Satans Schranken setzt,
wurde zu einem hohen Grade entzogen, und er, dessen einzige Freude das Elend
der Menschen ist, durfte nach seinem Willen handeln. Alle, welche sich dem
Aufruhr ergaben, mußten dessen Früchte einheimsen, bis das Land voll von
Verbrechen war, die jeder Beschreibung spotten. Aus den verwüsteten Provinzen
und zerstörten Städten stieg ein schrecklicher Schrei auf - ein Schrei der
bittersten Angst. Frankreich wurde wie durch ein Erdbeben erschüttert.
Religion, Gesetz, gesellschaftliche Ordnung, Familie, Staat und Kirche - alle
wurden von der ruchlosen Hand niedergestreckt, die sich gegen das Gesetz Gottes
erhoben hatte. Wahr ist das Wort des weisen Mannes: „Der Gottlose wird fallen
durch sein gottlos Wesen.“ (Spr. 11, 5.) „Ob ein Sünder hundertmal Böses tut
und lange lebt, so weiß ich doch, daß es wohlgehen wird denen, die Gott
fürchten, die sein Angesicht scheuen. Aber dem Gottlosen wird es nicht
wohlgehen. “ „Darum, daß sie haßten die Lehre und wollten des Herrn Furcht
nicht haben, “ „so sollen sie essen von den Früchten ihres Wesens und ihres
Rats satt werden.“ (Pred. 8, 12.13; Spr. 1, 29.31.)
Gottes treue Zeugen, die durch die lästerliche
Macht, welche „aus dem Abgrund aufsteigt,“ erschlagen wurden, sollten nicht
lange schweigen. „Nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des
Lebens von Gott, und sie traten auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel über
die, so sie sahen.“ (Offb. 11, 11.) Es war im Jahre 1793, als die Erlasse,
welche die christliche Religion abschafften und die Bibel verboten, von der
französischen Nationalversammlung genehmigt wurden. Dreiundeinhalb Jahre später
wurde ein Beschluß, welcher diese Erlasse widerrief und somit der Heiligen
Schrift Duldung gewährte, von der nämlichen Behörde angenommen. Die Welt war
über die ungeheure Schuld, welche aus einer Verwerfung des lebendigen Wortes
Gottes hervorgegangen war, bestürzt, und die Menschen erkannten die
Notwendigkeit des Glaubens an Gott und sein Wort als die Grundlage von Tugend und
Sittlichkeit. Der Herr sagte: „Wen hast du geschmäht und gelästert? Über wen
hast du die Stimme erhoben? Du hebst deine Augen empor wider den Heiligen in
Israel.“ „Darum siehe, nun will ich sie lehren und meine Hand und Gewalt ihnen
kundtun, daß sie erfahren sollen, ich heiße der Herr.“ (Jes. 37, 23; Jer . 16,
21 .)
Über die zwei Zeugen sagt der Prophet ferner: „Und
sie hörten eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steiget, herauf! Und
sie stiegen auf in den Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre Feinde.“ (Offb. 11, 12.) Seit Frankreich gegen
die beiden Zeugen Gottes Krieg geführt hat, sind sie wie nie zuvor geehrt
worden. Im Jahre 1804 wurde die Britische und Ausländische
Bibelgesellschaft gegründet. Darauf folgten ähnliche Organisationen mit zahlreichen
Verzweigungen auf dem europäischen Festland. Im Jahre 1816 trat die
Amerikanische Bibelgesellschaft ins Dasein. Zur Zeit der Organisation der
britischen Gesellschaft war die Bibel in 50 Sprachen gedruckt und verbreitet
worden. Seitdem ist sie in mehr als 400 Sprachen und Mundarten übersetzt worden. (s.
Anhang, Anm. 26.)
Während der 50 Jahre, die dem Jahre 1792 vorausgingen, wurde dem
ausländischen Missionswerk nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es traten keine
neuen Gesellschaften ins Leben, und es gab nur wenige Gemeinschaften, die sich
irgendwie bemühten, das Christentum in heidnischen Ländern zu verbreiten. Doch
gegen Ende des 18. Jahrhunderts fand eine große Veränderung statt. Man wurde
unzufrieden mit den Folgen des Vernunftglaubens und erkannte die Notwendigkeit
einer göttlichen Offenbarung und einer Erfahrungsreligion. Von dieser Zeit an wuchs das Werk der
ausländischen Missionen mit nie dagewesener Schnelligkeit. (s. Anhang, Anm.
27.)
Die Verbesserungen in der Buchdruckerkunst haben
der Verbreitung der Bibel einen neuen Antrieb gegeben. Die zahlreichen
Erleichterungen des Verkehrs zwischen verschiedenen Ländern, der Zusammenbruch
alter Hindernisse des Vorurteils und nationaler Abgeschlossenheit und der
Verlust weltlicher Macht seitens des Papstes von Rom haben den Weg für den
Eingang des Wortes Gottes gebahnt. Schon seit Jahren ist die Bibel ohne
irgendwelche Hindernisse auf den Straßen Roms verkauft und jetzt auch nach
allen Teilen der bewohnten Erdkugel getragen worden.
Prahlend sagte einst der ungläubige Voltaire: „Ich habe es satt, die Leute
wiederholen zu hören, daß zwölf Männer die christliche Religion gegründet
haben. Ich will beweisen, daß ein Mann genügt, sie umzustoßen.“ Ein Jahrhundert
ist seit seinem Tode verstrichen. Millionen haben sich dem Kampf gegen die
Bibel angeschlossen. Aber anstatt ausgerottet worden zu sein, gibt es da, wo in
Voltaires Zeit hundert waren, nun zehntausend, ja hunderttausend Exemplare des
Gottesbuches. Die Worte eines der ersten Reformatoren über die christliche
Kirche lauten: „Die Bibel ist ein Amboß, der viele Hämmer abgenutzt hat.“ Der
Herr sagt: „Einer jeglichen Waffe, die wider dich zubereitet wird, soll es
nicht gelingen; und alle Zunge, so sich wider dich setzt, sollst du im Gericht
verdammen.“ (Jes. 54,
17.)
„Das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.“ „Alle seine
Gebote sind rechtschaffen. Sie werden erhalten immer und ewiglich und geschehen
treulich und redlich.“ (Jes. 40, 8; Ps. 111 7.8.) Was auf menschliche Macht
aufgebaut wird, wird umgestoßen; was aber den Felsen des unveränderlichen
Wortes Gottes als Grundlage hat, wird ewiglich bestehen.